Mittwoch, 14. Januar 2015

Madame Shitsu und wie am Ende alles einen Sinn ergab

Ich war bei Madame Shitsu. Aber sie nicht. Schon während ich hinfuhr, hatte ich ein komisches Gefühl. Habe ich manchmal. So eine Vorahnung. Jede Ampel war rot. Jede zweite durch Straßenbahnen nur jeden zweiten Takt grün. Ich habe geflucht. Sehr laut. Und war schon wieder so außer mir, dass ich mich fragte, ob das der richtige Zustand sei, in dem ich dorthin fahre. Dorthin wo die Energeischlösser geöffnet werden sollten. Ich stellte mir vor, wie Sie mir sanft sagt: "Oh, ich spüre große Agressionen bei Ihnen." Das wäre heute gar nicht möglich. Ohne nicht einen Eklat mit einer ungemütlichen Frau T. zu erzeugen.Ich kam verspätet und abgehetzt und agressiv an. Und durfte Platz nehmen. Ich bekam Tee angeboten. Von ihrer Kollegin. Nein. Ich bin nicht hier zum Tee trinken. Außerdem bin ich ziemlich nervös. Wie ich zunehmend feststellen muss. Vor all den Fragen. Vor meinen Gefühlen. Ich könnte auch in Tränen ausbrechen. Na super. Die Wahl zwischen Ungehaltenheit und Tränen. Ich nehme keines von beiden und gehe. Ich tue es wirklich. Aber ich habe ihr auch eine halbe Stunde Zeit gegeben. Das sollte auch in der Shitsu-Welt reichen. Ich klebe einen Zettel an die Tür: ich war da. Sie nicht. Ich trödel nachhause. Nachdenklich. Hat es was zu bedeuten? Hilft es mir? Befreit es mich? Signalisiert es: dein Körper kann es auch allein? Oder aber: du bist auf dem falschen Weg? 
Ich bin noch zu keiner Antwort gekommen. Das hatte ich doch neulich erst in einem anderen Post...Nun ja. Ich halte es mal wieder mit Rilke. Dazu später mehr. In den Abendstunden klingelt mein Handy. Schon das Klingeln lässt mich sie erahnen. Meine Meisterin des Nachmittags, die mich herausforderte zu einem unsichtbaren Kampf. Ich stehe nicht im Terminkalender. Heute nicht und auch nicht an einem anderen Tag. Meinen Namen hat sie noch nie gehört. Seltsame Begebenheit. Mit welcher geisterhaften Vorzimmerdame habe ich denn telefoniert und den Termin vereinbart? Während mein Herz noch versucht die Zeichen zu deuten, berichte ich ihr schon, worum es geht. Ich bin erstaunt über ihr Fachwissen. Und auch über meins. In kürzester Zeit wird mir diese Frau unglaublich sympathisch. Geerdet erscheint sie. Und das brauche ich doch so. Und positiv. Zu mir. Meinem Alter. Unserem Vorhaben. Wir verabreden uns nochmal. Und ich lege mit einem Gefühl auf, das ich lange nicht hatte. Das absolut Richtige getan zu haben. Sogar das geplatzte Date am Nachmittag bekommt irgendwie einen Sinn. Und noch etwas ereilt mich in meinem Herzen. Zuversicht. Willkommen, ich habe dich vermisst!
Aber jetzt muss ich ihn noch loswerden. Meinen Rilke des Tages!

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

1 Kommentar:

  1. Die Zuversicht ist zu dir zurück gekommen :) verrückt wie es manchmal kommt....
    Ich wünsche dir sehr, dass sie bei dir bleibt und dass dir der Termin gut tut. Aber davon bin ich jetzt schon überzeugt!

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